Gesprächsführung
nach C. Rogers
„Für Rogers ist es wichtig, dass der Therapeut einem Individuum in seiner ganzen Einzigartigkeit gegenüber sitzt. Dieses Individuum ist, genau wie der Therapeut selbst, zuallererst ein Mensch. Er setzt sich u. a. zusammen aus eigenen Gefühlen, eigenen Problemen, eigenen angelernten Schablonen und eigenen Verhaltensweisen und -mustern. Kann der Therapeut dies verstehen, erleben und seinem Gegenüber akzeptierend entgegenbringen, so wird auch jener lernen, sich zu verstehen, zu akzeptieren und zu achten. Erreichen kann man diese positive Wertschätzung nur, indem man das Gegenüber als eigenständigen Menschen respektiert, mitsamt seiner Gefühlswelt und den daraus resultierenden Handlungen. Man versucht demzufolge auch nicht, dem Gegenüber eigene Werte, Meinungen und Empfehlungen aufzuzwingen – auch wenn diese auf den ersten Blick gut gemeinte Ratschläge zu sein scheinen. Der Klient lernt in dieser Beziehung genauso wie der Therapeut „zwischen seinem Wert als Mensch und der Bewertung seiner Handlungen zu differenzieren.“ (Kirr, J.: Grundkonzepte der Psychotherapie 1989; Seite 205)
Es steht wohl außer Frage, dass sich diese Grundeinstellung der Achtung menschlichen Lebens und seiner Vielfalt gegenüber nicht erlernen, nicht schematisieren lässt.
Denn diese entgegengebrachte emotionale Wärme – Liebe – ist nur echt und wird als solche empfunden, wenn sie wirklich „von innen“ kommt.
Hiermit macht Rogers klar, dass es dem Klienten in einer Beziehung nur möglich ist zu wachsen, wenn ihm der Therapeut/Berater so gegenübertritt, wie er wirklich ist. Das heißt, er ist in dieser Beziehung, in diesem Moment selbst auch Mensch, kann also auch über seine Gefühle und Einstellungen offen reden und stellt sich nicht als jemanden dar, der etwa nur aufgrund seiner Profession in der Hierarchie weiter oben angesiedelt ist als der Klient. Der Therapeut muß (und darf) sich also nicht hinter Fassaden, Rollen und Floskeln verstecken, sondern muß sich in die Situation gerade auch emotional einbringen können – eine unmittelbare echte Beziehung von Person zu Person eingehen. Dabei darf er/sie sich selbst als Person nicht verleugnen, darf keine Abwehrhaltungen einnehmen und vor allem muß er/sie sich als Helfer seines Gegenübers verstehen, der/die aus dieser Beziehung ebenfalls gestärkt und mit neuen Lernerfahrungen hervorgehen kann.
Diese Transparenz ermöglicht das Vertrauen des Klienten, der sich so seinem/ihrem Gegenüber öffnen kann, um sich so mit dessen Unterstützung und Hilfe zu erforschen.
Inkongruenz hingegen, würde dem Klienten sofort auffallen. Tonfall, Mimik, Gestik, also Signale auf verbaler und nonverbaler Ebene würden dem Klienten sofort auffallen und er würde sich nicht verstanden fühlen und sich demzufolge verschließen.
Dies alles setzt natürlich ein starke Persönlichkeit des Helfenden voraus und auch Rogers weiß, daß dies nicht immer einfach ist. Entscheidend für diese Einstellung – nicht Technik – ist also allein die menschliche Substanz des Therapeuten. Er muß sich in dieser Beziehung selbst erleben, wahrnehmen und einbringen können.“
Bedingungslose positive Zuwendung:
Rogers beschreibt diese Grundhaltung als „das Akzeptieren, die Anteilnahme oder Wertschätzung“ (Rogers, C.: Der neue Mensch 1981; Seite 68) des Therapeuten gegenüber den Gefühlen und Äußerungen seines Klienten.
„Wenn der Therapeut eine positive, akzeptierende Einstellung gegenüber dem erlebt, was der Klient in diesem Augenblick ist, dann wird es mit größerer Wahrscheinlichkeit zu therapeutischer Bewegung oder Veränderung kommen. Der Therapeut ist gewillt, den Patienten sein jeweiliges momentanes Gefühl ausleben zu lassen – Verwirrung, Groll, Furcht, Zorn, Mut, Liebe und Stolz.“(Rogers, C.: Der neue Mensch 1981; Seite 68)